MARES HORIZON - Ein Schnuppertauchgang der anderen Art

Bildquelle: www.keimes.de
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Ich wurde von Michael Keimes sehr locker empfangen. An dem war es kalt und Nass und ja, das haben sich alle Beteiligten irgendwie anders vorgestellt, denn Wasser von oben ist immer ungemütlich. Michael gab mir eine detaillierte Einweisung zum Umgang und die Handhabung des Horizon. Woher kommt die Luft, wo wird diese entlang geleitet und wie funktioniert die „Reinigung“ der Luft durch die Kalkpatronen. Worauf ist beim Umgang mit Kalk zu achten und worin liegen die grundlegendsten Unterschiede zum Tauchen mit einem für mich „normalen“ Atemregler.

 


 

Nach dieser Einweisung wurde mir noch erklärt was mich im Wasser erwarten wird und worauf ich mich beim Tauchen mit dem Horizon einstellen kann. Auch die Besonderheiten im Bau des Horizon im Vergleich zu den herkömmlichen Rebreathern wurden mir kurz für meinen bevorstehenden „Schnuppertauchgang“ erklärt.

Der Aufbau und dessen Funktionsweise ist ziemlich klar und durch die Einweisung für mich schnell zu verstehen. Die Handhabung ist für jemanden wie mich, ohne jegliche Vorerfahrung, sehr angenehm und durchaus recht einleuchtend. Die Technik dahinter hat mich nicht erschlagen, sondern hat mir sogar Lust auf mehr gemacht. Der „integrierte“ Mares Computer hat ein großes und übersichtliches Display, die Ablesung, sowohl über als auch unter Wasser, war intuitiv und auch durchaus für ältere Augen definitiv problemlos. Der Computer selber führt mich als Taucher durch einen sogenannten PRE JUMP CHECK – was so viel bedeutet wie „Die Kontrolle vor dem Springen“ ins Wasser. Jeder Schritt wurde mir nacheinander auf dem Display angezeigt, so dass innerhalb dieses Ablaufes zur Vorbereitung und Systemkontrolle, nichts vergessen werden konnte. Hier ist zu merken, dass das Gerät vor allem für Personen konzipiert wurde, welche nicht regelmäßig mit der Materie REBRETAHER und TECHNISCHES TAUCHEN Kontakt haben. Eventuelle Unsicherheiten und Fehler werden durch ein solchen Kontrollmechanismus in Form eines durchleitenden Systems von vornherein reduziert und beseitig. Ich hatte nun zusätzlich noch meinen Tauchlehrer an meiner Seite, der mir bei jedem Handgriff zusätzlich über die Schulter geschaut hat. Das Ergebnis, mein erster selbst durchgeführter Pre Jump Check war erfolgreich. Das Gerät bestätigte mir, dass ich nun bereit bin zum Tauchen.

Nachdem wir das Gerät auf meine Kampfgröße von 1 Meter und 57 Zentimeter angepasst haben sind wir zum Einstieg in Hemmoor gelaufen. Der Horizon ist weder schwer noch fühlt er sich unkomfortabel am Rücken an. Ganz im Gegenteil, meine Kopffreiheit, welche mir Aufgrund meiner Körpergröße bei allen Flaschen, abgesehen von den kleinen dicken 12Liter Stahl, genommen wird, war hier vollends vorhanden, auch unter Wasser. Der Horizon scheint wie gemacht für meinen Rücken und auch während des kurzen Fußmarsches habe ich nicht das unangenehme Gefühl von Schwere auf meinen Schultern oder im unteren Rücken gespürt.

Der erste Abtauchversuch ist anhand von zu wenig Blei gescheitert. Doch mit 2 Kilo mehr und jeweils einer Stage links und rechts war der Zweite dann direkt erfolgreich. Der erste Atemzug im Wasser, durch das geschlossene System, fühlte sich leichtgängig und natürlich an. Auch während des Tauchens habe ich mich eher zwingen müssen über meine Atmung nachzudenken, da ich keinen spürbaren Atemwiderstand wahrgenommen habe. Beim Abtauchen selber war mein erster Gedanken: „HEFTIG, WAS IST DAS DENN FÜR NE GEILE WASSERLAGE, BITTE?!“ Natürlich weiß ich nicht, in wie weit mich Michael hin und wieder unterstützt hat, aber das reine Tauchgefühl mit dem Horizon war wirklich mehr als angenehm.

Wir tauchten etwas über 35 Minuten bei 5 Grad Wassertemperatur und waren auf einer maximalen Tiefe von 12 Meter. Dass ich mich neben Michael sehr sicher gefühlt habe, muss ich an dieser Stellewohl nicht weiter ausführen. Ein für mich doch sehr bedeutender unterschied war die Tarrierung. Ich tarriere mich vor allem über die Atmung. Das ist hier jedoch nicht möglich, denn die Ausgeatmete Luft wird nicht abgegeben, sondern bleibt im System, daher war ich hier auf das integrierte Wing und an meinen Trockenanzug gebunden. Nach wenigen Minuten war auch das wieder drin und hin und wieder musste ich mich selbst daran erinnern, den Inflator zu betätigen. Woran ich mich kurz gewöhnen musste, waren die Atemschläuche, da dieser mir den gewohnt lässigen Blick nach links auf meinen Tauchcomputer verwehrte. So musste ich meinen Arm dann doch etwas höher heben und meinen Kopf etwas weiterdrehen als gewohnt. #luxusprobleme

 

 Wie leicht mir die Atmung durch den Horizon fiel, merkte ich erst, nachdem ich kurz vor dem Auftauchen vom geschlossenem ins offene System gewechselt hatte. Hier Atmete ich nun wie durch einen herkömmlichen und für mich gewöhnlichen Atemregler und ich fand dies im aller ersten Moment wirklich grauenvoll. Das geschlossene System war geradezu weich, leicht, ohne jeglichen widerstand und natürlich unglaublich leise. 

 


Das offene System hingegen war laut und holprig. Ich hatte durch das geschlossene System nicht wie sonst das Gefühl des Austrocknens im Hals, wie ich es durch die getrocknete und gereinigte Pressluft im offenen System kenne. Der Tauchgang war natürlich wie immer zu kurz, aber es hat gereicht um mich neugierig zu machen.

Die Reinigung nach dem Tauchgang gestaltet sich, dafür das es ein Rebreather ist, ziemlich einfach. Abnehmen der Schläuche, mit Wasser spülen und anschließen das Ganze noch einmal mit Desinfektionsmittel. Auch die Reinigung des hinteren Bereichs, wo der Kalk verstaut ist, war durchaus logisch und einfach. Abnehmen der hinteren Abdeckung und lösen der Kalkpatronendeckel. Der Kalk wird ordnungsgemäß entsorgt, die Deckel mit Wasser abgespült und in den Anschlüssen der Schläuche werden ebenfalls erst mit Wasser und anschließend mit Desinfektionsmittel gereinigt. Dieses ganze Ritual benötigt nach etwas Routine nicht merklich mehr zeitlichen Aufwand, als das Reinigen des normalen Atemreglers, wenn man dieses denn auch mit etwas Gewissenhaftigkeit erledigt.